10 Apr Karfreitspredigt 10.4.2020
Ostern ohne gemeinsame Osternachtfeier in der Kirche oder gemeinsames Osterfrühstück, ohne Familienbesuche, vielleicht gar allein in der Wohnung. Kein gemeinsamer Osterspaziergang. Kurzarbeit für die einen, 60 Stundenwochen für die anderen. Angst vor einer Ansteckung. Sorge um die Gesundheit und das Leben Angehöriger. Isolation. Einsamkeit. Streit mit Partner oder Familie.
Es ist eine Fastenzeit und Osterzeit wie keine andere. Es gab in dieser Fastenzeit nur wenige Kreuzwege in der Kirche. Dafür gehen wir selber ein Kreuzweg, tragen ein besonderes Kreuz. Wir wollen in dieser Feier diese Kreuze zu Jesus bringen, zu ihm am Kreuz aufblicken, der uns mit unseren Kreuzen Hoffnung gibt.
Wir werden Auferstehung im unserem Leben umso mehr erfahren, je mehr wir unsere Kreuze erkennen und sie zu Jesus bringen.
Ich lade alle ein, drei Minuten zu nehmen, um darüber nachzudenken und nach Möglichkeit auszutauschen: welche Kreuze belasten mich, machen mir Angst und Sorgen? Wer gemeinsam mit anderen lebt und feiert, lade ich ein, miteinander darüber zu reden. Wer allein ist, schreibe es auf einem Zettel auf, und lege es Jesus gleich oder bei der Kreuzverehrung hin.
…
„Er hat unsere Krankheiten getragen.“ Jesus hat diese Sendung voll verkörpert. Er ist menschlichem Leid begegnet, verschuldetem wie unverschuldetem. Er hat dagegen gewirkt durch die Heilung von Kranken, hat dagegen gekämpft durch seinen Auftritt für Benachteiligten und Ausgeschlossenen. Er hat es auch relativiert, indem er immer wieder darauf hinwies, das eigentliche Schlimme ist nicht Krankheit, sondern Sünde.
Und Jesus hat das Leid angenommen. Gott wendet sich menschlichem Leid auf tiefster Weise zu. Das Kreuz ist die Offenbarung eines Gottes, der die Liebe ist.
Im Geheimnis des Kreuzes und der Liebe Gottes wollen wir erleben, Gott hat uns angenommen in Jesus Christus. Auch das, was schief in unserem Leben ist, dürfen wir ihm geben. Er, der Angst vor dem Kreuz und dem Leiden hatte, und diesen Weg trotzdem gegangen ist, will auch unsere Kreuze, unser Leid mit uns, für uns, und in uns tragen. Er, der schuldlos verurteilt wurde, will uns von Schuld erlösen, uns die Vergebung und Liebe Gottes zusprechen.
Wir hören die Passion und wenden uns Jesus mit Gebeten, Gesängen, aber auch mit Stille zu. Wenn wir uns hinlegen zum Beginn, hinknien bei den Fürbitten, und bei der Kreuzverehrung, spricht die Stille, wo Worte nicht mehr zu reden vermögen.
Ich ermutige dazu, möglichst alle Ablenkungen auszuschalten, und intensiv mitzufeiern, oder einfach länger in Anbetung vor dem Kreuz zu bleiben.
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