07 Jun Predigt am Dreifaltigkeitsonntag, 2020
„Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab“ – wie ein Motiv in einem Musikstück, so zieht diese Botschaft durch die ganze Bibel durch: das Evangelium, die frohe Botschaft in seinem Kern.
„Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet.“ Gott hat die Welt geliebt, wie sie ist, keine perfekte Welt, sonder eine Welt, in der es noch viel Unheil gibt. Das Wesentliche am christlichen Glauben ist nicht die Verbesserung der Welt, sondern diese Liebe anzunehmen.
„Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat“. Gott hat uns Menschen mit Freiheit erschaffen, und respektiert diese Freiheit. Da wir für Liebe und Beziehung erschaffen sind, zieht die Ablehnung dieser Liebe keine Verurteilung durch Gott, sondern eine Selbstgericht mit sich.
Warum glauben manche nicht, also nehmen Gottes Liebe nicht an? Manche haben Angst, enttäuscht zu werden, wollen selbst ihre Sicherheit schaffen. Andere sind schon enttäuscht worden von Christen, und meinen jetzt, sie seien Heuchler, und wollen nicht wie sie sein. „Ich bin ein besserer Christ als die, die brav Kirchenbeitrag zahlen und jeden Sonntag in die Kirche gehen“.
Es mag auch manchmal stimmen, dass Kirchenbesuch und Gebet Kompensation für Mängel in anderen Bereichen sind, der Glaube deswegen aber auf moralisches und politisches zu reduzieren, ist ein Rückschritt in eine vorchristliche Denkweise, die Johannes hier zu überwinden versucht: die Meinung, man müsste Heil durch strenge Gesetzestreue erreichen. Es ist aber vielmehr ein Geschenk Gottes.
Dass Gott Liebe von uns erwartet ist nicht neu am Christentum. Die Juden hatten das schon in ihren Schriften – für uns das alte Testament – und andere Religionen haben etwas Ähnliches, wie die sogenannte „goldene Regel“.
Das neue und das Wesentliche am Christentum ist: (1) dass Gott in sich Liebe und Gemeinschaft ist – der Vater liebt der Sohn, und der Sohn liebt den Vater – (2) dass diese Liebe so intensiv und real ist, dass sie selbst eine Person ist, der Hl. Geist, und (3) dass Gott selbst das Gebot der Liebe für uns erfüllt, indem er seinen Sohn sendet. Gottesliebe wird Mensch, wird sichtbar und spürbar. Wenn auch das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe immer ein Ideal bleibt, denen wir nie vollkommen entsprechend, ist uns zugesagt, in Jesus Christus ist die vollkommene Liebe, ja die göttliche Liebe verkörpert, und uns geschenkt.
Auch deswegen ist Gottesdienst in Gemeinschaft und die Begegnung in den Sakramenten für uns so wichtig: wir haben unseren Ursprung in der Liebesgemeinschaft Gottes, und wir leben aus seiner Liebe. Vor dem Einsatz für Gerechtigkeit, für fairen Handel, gleiche Entlohnung, für Natur- und Klimaschutz, christlicher Aktivismus, usw. kommt diese „passive“, diese empfangende Haltung gegenüber Gott.
Nach dem Pfingstfest, der Feier des Hl. Geistes und der Geistesgaben zur Erneuerung der Kirche, feiern wir diesen Selbstzweck, das Mitte und Ziel für alles andere ist, die dreieinige Liebe Gottes.
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