24 Jan Predigt am 24.1.2021 – die Zeit ist kurz
Die Nachricht vom Tod Christiane hat uns überrascht und betroffen.
Vielleicht hat sie uns hautnah erleben lassen, was Paulus sagt, „die Zeit ist kurz“, und zum Nachdenken gebracht, wie sieht es mit unserer Prioritäten aus? Was tun wir, was schieben wir auf?
Jeder von uns hat verschiedene Wünsche, Pläne, und Träume, Dinge, die wir noch nicht getan haben, aber noch tun möchte. Ich lade zum Nachdenken und Austausch darüber: was will ich im Leben noch tun? …
Wir werden sterben. Vielleicht nicht an Corona. Die meisten nicht. Aber einmal sicher. Alles was wir erleben und erreichen hat ein Ende – die Gestalt dieser Welt vergeht und die Zeit ist kurz (vgl. 1 Kor 7,29.31), in der wir leben, wir Paulus schreibt.
Was heißt das für uns? Möglichst viel erfahren und genießen, bevor es so weit ist? Essen, trinken und Party feiern? 10, 50, oder 100 Dinge aufschreiben, die wir einmal im Leben tun möchten? Das hätte seinen Wert, unsere Zeit sinnvoll und aktiv zu gestalten, statt nur dahin zu leben – so wie der Termin einer Prüfung oder der Frist zur Abgabe einer Arbeit eine Unterstützung sein kann, das zu tun was wir wollen, aber sonst immer wieder aufschieben könnten.
Paulus schlägt einen anderen, radikalen Zugang vor: mit den Dingen in der Welt umzugehen, als ob wir sie gar nicht hätten. „Wer eine Frau hat, sich in Zukunft so verhalten, als habe er keine, wer weint, als weine er nicht, wer sich freut, als freue er sich nicht, wer kauft, als würde er nicht Eigentümer.“
In Relation gesetzt, sehen Dinge anders aus, als nur für sich allein betrachtet. Paulus will alles in Relation setzen zu dem, was nie vergeht, uns damit hinführen zur Hoffnung und Gelassenheit in dieser Welt, auch angesichts ungeplanten, unvorhersehbaren und nicht steuerbaren Ereignissen.
Wenn die Corona-Pandemie vorbei ist, werden wir vielleicht, ja hoffentlich zurückblicken und erkennen, der teilweise erzwungener Verzicht auf verschiedene Sachen und Aktivitäten hat uns geholfen, diese neu zu sehen im Licht der bleibenden Werten und Realitäten, letztendlich des ewigen Lebens in der Liebe Gottes.
Der Glaube an das ewige Himmelreich erhebt uns nicht aus dieser Welt, gibt uns aber eine verlässliche Mitte, von wo aus wir den Wirklichkeiten dieser Zeit, den Freunden, aber auch seinen Leiden und Sorgen, Mühen und Ängsten, mit Ruhe und Gelassenheit begegnen können.
Diese Mitte ist nicht die Riten, Lehren, und Traditionen der Kirche, sondern der Herr, der das Himmelsreich verkündet hat und es in seiner Person verkörpert, der ruft, ihm nachzufolgen: „Kehrt um! Und glaubt an das Evangelium!“. Die Überzeugung, dass das Reich Gottes nah ist, ja in Jesus Christus schon gegenwärtig ist, gibt auch unserem Alltag einen Wert und einen Halt, der getragen ist von der Ewigkeit.
Beten und streben wir danach, dass der gemeinsame Blick auf Jesus uns immer mehr vereint, dass sie stärker sei als das, was uns von anderen christlichen Gemeinschaften trennt oder uns auch manchmal von anderen Gruppierungen auf Distanz hält, die etwas anders beten oder glauben als wir.
Hören wir, als Gemeinde und einzelne, wozu der Herr uns ruft, folgen wir ihm nach.
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