21 Apr Gedanken am 21.4.2020 – die eigenen Einstellungen
Nach einigen Wochen ohne oder mit wenigen Umsätzen droht vielen Firmen Konkurs, einzelne Personen und Haushalte ringen um finanzielles Überleben. Wiederholt wird gesagt, die Wirtschaft kann einen Shutdown auf Dauer nicht aushalten.
Hier werden einige systemische Schwächen der modernen Wirtschaft und Politik sichtbar, z.B. die Ausrichtung auf ständigen Wachstum, Abhängigkeit vom sofortigen Konsum, von komplexen, überhaupt nicht überschaubaren Lieferketten, usw. Langfristige Lösungen und Optimierungen der wirtschaftlichen Systeme sind sicher auch kompliziert. Und eine Krise ist auch nicht die Zeit, riesige Änderungen vorzunehmen.
Ich denke aber, gerade für die, die weniger betroffen sind, könnte es eine gute Zeit sein, über die eigene Einstellungen zum Konsum, zu lokaler Wirtschaft, zum Aushalten und zum Auskommen mit weniger nachzudenken.
Kann es sein, dass der Ruf in manchen Kreisen nach möglichsten schnellen Wiedereröffnung von Gottesdienste (auch) ein bisschen die Mentalität „will haben, und das sofort“ widerspiegelt?
Könnte auch, abseits von aller politischen und groß-wirtschaftlichen Maßnahmen, lokaler Einkauf einen Ausgleich zu den rein wirtschaftlichen Überlegungen bieten, die oft dazu tendieren, Effizienz über menschliche Vorteile zu setzen? Wobei lokaler Einkauf meiner Meinung nach heißt hier nicht nur „in Österreich“ sondern „vom Hof“, bzw. von Personen, wo eine gewisse persönlichen Beziehung möglich ist. Die Italiener und Spanier brauchen Unterstützung genau so viel wie die Österreicher. In Österreich zu kaufen, nur um die österreichische Wirtschaft zu unterstützen, ist vielleicht zu kurz gedacht bzw. national-egoistisch, weil die Landwirten und Arbeiter in anderen Ländern genau so viel Unterstürzung brauchen. (Die potentielle Bedeutung von längeren Transportwege für die Umwelt ist natürlich eine andere Frage, es ist aber nicht weiter von Ungarn nach Wien als von Kärnten oder der Südsteiermark nach Wien.) Aber um, wirtschaftlichen Austausch mehr in Zusammenhang mit menschlichen Beziehungen zu setzen, das wäre sehr wünschenswert.
Könnte die Bereitschaft, generell mit weniger auszukommen — nicht z.B. ständig neue Kleidung zu kaufen, weil sie jetzt in Mode ist — auch auf Dauer gesehen zur wirtschaftlichen Stabilität beitragen?
Ich bin auf diese Gedanken gekommen auch zum Teil durch die Tageslesung aus der Apostelgeschichte, wo von einer kompletten Abkoppelung wirtschaftlicher Leistung vom Verbrauch erzählt wird: jeder gibt, was er hat, und jeder bekommt, unabhängig davon, was er braucht.
Elsa Mallek
Posted at 11:05h, 21 AprilLieber Joseph,
mit diesem Schreiben sprichst Du das an, was ich mir schon seit vielen Jahren denke.
In der Natur bedeutet ständiges Wachstum nichts Gutes (z.B. Krebs, Geschwüre,…)
Das Gute wird verdrängt, verkümmert oder verkommt sogar ganz.
Danke für Deinen Impuls – hoffentlich lesen ihn viele!
Elsa