07 Apr Gedanken am 7.4.2020 – Chancen im Versagen
„Ich aber sagte: Vergeblich habe ich mich bemüht, habe meine Kraft umsonst und nutzlos vertan. Aber mein Recht liegt beim Herrn und mein Lohn bei meinem Gott.
Jetzt aber hat der Herr gesprochen, der mich schon im Mutterleib zu seinem Knecht gemacht hat… Ich mache dich zum Licht für die Völker; damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.“ (Jes 49, 4-6)
Der Weg Jesu ist der Weg der Gottesknechts, dessen Bemühungen scheinen zunächst wenig Erfolg zu haben; er wird abgelehnt und angegriffen. Doch auf diesem Leidensweg wird er zum Licht und Heil für die ganze Welt.
Den Weg Jesu können wir nicht eins zu eins auf den Weg einzelner Christen und der Kirche übertragen. In Jesus sehen wir das schuldlose Lamm, der komplett ungerecht zum Tode verurteilt wird, während unser Scheitern und die Ablehnung, die wir erfahren, oft auch wegen unserer eigenen Fehlern entspricht. Doch auch hier gilt das gleiche Grundprinzip, dass ertragenes Leid, auch wenn es die Folge von den eigenen Fehlern ist, zum Heil führen kann. Eine alte Randglosse an der Vergewisserung Paulus, „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht“ (Röm 8,28) bemerkt dazu, „auch Sünden.“
In diesem Sinne möchte ich noch die Gedanken der letzten Tage aufgreifen. Auch manches Versagen der Kirche kann Anlass zur Erneuerung sein.
Viele Christen und auch Pfarren engagieren sich, als Kirche am Boden, in der jetzigen Krisenzeit sogar mehr als sonst. Der Auftrag an die Kirche, die frohe Botschaft zu verkünden, ist wichtiger als je, um Trost und Hoffnung zu geben. Der Auftrag, einander zu lieben, und zu dienen, ist wichtiger als je, um denen zu helfen, die persönlich, emotionell, sozial oder finanziell besonders betroffen sind.
Das steht im ziemlich starken Kontrast zu den offensichtlichsten Schritten und Verordnungen vieler Diözesen (hier beziehe ich mich vor allem auf Österreich und USA, da ich den meisten Kontakt von denen habe), die scheinen mehr der Absicherung der Kirche, als dem Verkündigungs – und Liebesauftrag der Kirche zu dienen. Es wird ganz deutlich vermittelt, was nicht sein darf. Kirchlicher Betrieb wird heruntergeschraubt, es sollte nur das Notwendigste getan werden… der Eindruck, den „Außenstehende“ von der Kirche oft haben ist, dass die Kirche vorrangig ein Dienstleistungsbetrieb sei, derer Leistung vielleicht schön, aber nicht notwendig sei, scheint hier teilweise von der kirchlichen Leitung bestätigt zu sein.
Meines Erachtens liegt das zum Teil daran, dass die katholische Kirche konservativ in seinem wörtlichen Sinne von „bewahrend“ ist, und so auch in solchen Stresssituationen zum „Sichern“ und „Absichern“ geneigt ist, und zum Teil an einer schlechten Öffentlichkeitsarbeit.
Es ist damit nicht ganz überraschend, dass bei einer Umfrage in Österreich, zu der Präsenz und Wirkung verschiedenen Institutionen in der jetzigen Krise, die Kirche am Zweitschlechtesten abgeschnitten hat: die meisten empfinden die Kirche als nicht präsent oder eher in einem negativen Licht.
Ich hoffe jedenfalls, spätestens beim Nachdenken nach der Krise, auf eine positive Erneuerung in der Kirche: eine kritische Auseinandersetzung und Relativierung der gewachsenen Dienstleistungsaspekte der Kirche und eine Verstärkung des Fokus auf die inneren Lebensprizipien (Spiritualität, Gottesbeziehung, etc. die in der Taufe grundgelegt sind, denen die Liturgie nur dient) und den richtig verstanden missionarischen Auftrag der Kirche.
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