20 Jun Predigt am 14.6.2020 – 11. Sonntag im Jahreskreis
Die Corona-Krise hat unter anderen die Wichtigkeit der Erntehelfer aufgezeigt. Es kann noch so viel Gemüse und Obst sein, sie muss noch geerntet werden. Und es ist nicht so einfach, das geschickt und verlässlich zu tun. Nach Berichten mussten auch deswegen von Drittländern Helfer eingeflogen werden, weil es logistisch nicht wirklich möglich war, Freiwillige oder Jobsuchende Österreicher und Österreicherinnen sinnvoll und zeitgerecht einzusetzen.
Auch die menschlichen, geistigen Früchte können faulen oder ausarten, wenn man sie nicht pflegt. Jesus hatte Mitleid mit Menschen, die müde und erschöpft waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Menschen suchen nach Orientierung, hungern nach Leben, nach Glück, nach Sinn. In diesen Sehnsüchten zeigt sich Gott schon am Werk, es braucht aber Mitarbeiter, damit die Frucht noch bleibt.
„Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter.“ Gott wirkt viel, auch abseits und jenseits von Kirche und Pfarrgemeinde… er erweckt eine Sehnsucht nach Sinn und Halt im Leben, Gerechtigkeit, Frieden, letztendlich eine Sehnsucht nach ihm.
Noch während der Corona-Pandemie haben hunderte Tausende Menschen in den USA und Europa gegen Rassismus demonstriert, in Wien waren es geschätzt 50,000. Manche Experten befürchten, die Demonstrationen könnten zu einem Anstieg in Corona-Fällen und damit auch Todesfällen führen. Dennoch zögern die meisten, deswegen vom Demonstrieren abzuraten.
Nicht nur, weil es womöglich politisch beladen oder gar politisch inkorrekt wäre, gegen Antirassismus-Demos zu sprechen, sondern auch weil hier etwas wichtiger im Spiel ist als bloßes Überleben: das, wofür wir leben; der Sinn des Lebens, den man hier im Einsatz für Gerechtigkeit und für Benachteiligten oder Vorurteilen Ausgesetzten Personen sucht.
In jeder Krise liegen Chancen. Das können wir auch christlich deuten: in jeder Krise ist der Heiland schon am Wirken. Der Schrei nach Gerechtigkeit, der Wunsch nach Sicherheit und Halt, das Infragestellen von gewohnten Strukturen, das Vieles, was Menschen und Gesellschaften bewegen, kommt von dem Herren. Auch manche Ungeduld im Blick auf diverse Maßnahmen zeigt das Gefühl dafür: Tod ist nicht das Schlimmste, wichtig ist wie man lebt…
Diese Kräfte können aber auch ausarten: statt Demonstrieren wird Zerstörung, Diebstahl… usw. Oder Not wird instrumentalisiert, um bestimmte Zwecke zu erreichen…
Wir sind gefragt, da in der Welt, in diesen Bewegungen und Prozessen mitzuarbeiten, zu unterstützen, oder auch manchmal zu bremsen; auf Personen, die vergessen werden hinzuweisen. In allem getragen von unserem Glauben an den Herren, der uns berufen und frei gemacht hat. Der Gottesdienst, Gottes Wort gibt es Kraft dafür, das Eigentliche geschieht außerhalb des Gottesdienstes.
Nicht nur Priester, Ordensmänner und Frauen, sondern alle Christen sind auf ihrer Weise Mitarbeiter Gottes, die seine Liebe und Güte erfahren haben, und davon Zeugnis geben. Möge Gott viele solche Arbeiter für seine Ernte aussenden, die so von seiner Liebe bewegt sind, dass sie durch ihr Leben Zeugnis von ihm geben.
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