16 Mai Predigt am Sonntag 16.5.2021
Ein alter Mann mit wenig Geld wollte einmal Mitglied einer reichen aber exklusiven Kirchengemeinde werden. Der Pfarrer lehnte ihn nicht direkt ab, versuchte ihn aber taktisch davon abzubringen. Schließlich sagte der alter Mann, er würde die Sache ins Gebet bringen. Ein Paar Tage kam er wieder zum Pfarrer. „Und,“ sagte der Pfarrer. „Hat dir Gott eine Antwort gegeben?“ „Ja,“ antwortet der Mann. Gott hat gesagt, es ist umsonst. Er hat gesagt, „Ich habe selbst schon seit Jahrzehnten versucht, in diese Kirchengemeinde hineinzukommen, und ich habe es immer noch nicht geschafft.“
Der Zusammenhalt und die Einheit der Christen soll ein Zeichen sein, das glaubhaft macht, dass Gott wirklich bei seinem Volk ist… „damit die Welt erkennt, dass du mich (Jesus) gesandt hast.“
Verschiedene Spaltungen haben oft dieses Zeichen geschadet. Nicht nur zwischen Ost- und West, oder katholisch und evangelisch, sondern auch innerhalb der katholischen Kirche, wo es oft ein Konkurrenzdenken gab und gibt: die Meinung, unser Weg ist der einzig richtige, oder zumindest der beste.
Ob man besonders auf Marienverehrung, Fatima und Medjugorje setzt, auf Lehre und Sakramente oder auf Begeisterung und Charismen, auf tätige Nächstenliebe, auf Rückkehr zu den Wurzeln oder auf das Wachsen, Ändern und zeitgemäße Entwicklung, liegt die Versuchung nah, andere als ungläubig, radikal, fundamentalistisch, oder dergleichen, einzustufen und abzuschreiben.
Die von uns erzielte und von Christus erbetene Einheit ruht nicht auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner, braucht keinen leeren oder faulen Kompromiss. Sie ruht auf einer himmlischen Berufung, auf einer Hoffnung, die alle bürgerlichen Realitäten und auch die Vielfalt der Meinungen relativiert. Daher war der Glaube vom Anfang eine Provokation für die Gesellschaft, und er wird so bleiben, bzw. noch mehr werden als früher.
Wo setzen wir denn im Bemühen um die Einheit an? Was müsste sich in der Kirche als erstes ändern? Ich und du! Dass wir geheiligt werden!
Es ist leicht, auf andere Ebenen hinzuweisen: was die Bischöfe oder der Papst tun müssten: Disziplinäre Maßnahmen gegen Freigeister, oder Änderungen der Bedingungen für das Taufpatenamt, Priesteramt, usw. Es ist leicht, weil dabei müssen wir uns nicht ändern. Uns für solches einzusetzen kann wichtig sein.
Dennoch fangen die wichtigsten Änderungen für ein fruchtbares Zusammenleben im Glauben bei uns selbst an. Die Einheit mit anderen christlichen Gemeinschaften beginnt mit der eigenen Gemeinde oder gar eigenen Familie, mit der „Heiligung“, der Verwurzelung und Vertiefung in der „Wahrheit“, in Jesus Christus selbst. Denn wir sind „in die Welt gesandt“, und der Versuchung ausgesetzt, uns so anzupassen, dass nicht viel übrig bleibt vom Christsein, in die Routine zu fallen oder in die Bequemlichkeit. Nicht umsonst bittet Jesus, dass Gott uns von der „Welt“ bewahre – im Sinne von Gott Vergessenheit oder Abgewandheit.
Gemeinsam mit Schwestern und Brüdern der verschiedenen Glaubensgemeinschaften, beten wir um den Geist Jesu, damit er uns heilige und erneuere, und durch uns auch unsere Schwestern und Brüder – die ganze Welt!
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