21 Mrz Predigt am Sonntag 21.3.2021
Manche haben vielleicht die Strafarbeit erlebt, einen Satz zehn oder dreißig mal schreiben zu müssen, „Ich soll dies oder jenes tun, oder, ich darf das nicht tun.“ (ich jedenfalls schon, obwohl ich noch jung bin) – obwohl seit mindestens hundert Jahren bekannt ist, dass das keine gute Lehr- oder Erziehungsmethode ist. Denn im besten Fall wird eine Verhaltensregel ins Gedächtnis eingeprägt, als etwas, was man aus Angst vor einer Strafe tut oder unterlässt, ohne den Sinn der Regel wirklich anzueignen.
Sie kennen vielleicht auch gewisse persönliche Verhaltensregel, die sich gern einhalten würden – so z.B. ich möchte mehr Geduld mit meinem Sohn haben, oder mit meinem Partner oder Partnerin oder mit den Eltern; ich möchte den Mut haben, zu meiner Meinung zu stehen, egal was andere denken, usw. Aber wenn das Kind zum dritten Mal nicht zuhört, kommt der Ärger von alleine; in der Situation, wo alle etwas oder jemanden schlechtreden, kommt doch die Angst, angegriffen zu werden, wenn man das Gute an der Sache oder Person zum Wort ausspricht. Wenn drei, fünf, zehn Versuche scheitern, kommt die Enttäuschung und Entmutigung von alleine…
Manchmal schreibt jemand uns vor, was wir zu tun haben. Manchmal schreiben wir uns selber vor. Ich möchte, ich muss, du sollst, ihr dürft nicht… Immer mit einem gewissen Druck. Wie kann es anders funktionieren?
Jeremias spricht von einem Gesetz, das ins Herz geschrieben wird. Dann braucht es weder Strafe, noch den Selbstzwang. Weder Nachbar noch Lehrer, noch Gesetzgeber oder Priester muss mir vorgeben, was ich tun soll. Und ich mir auch nicht. Es kommt von allein, so wie die Ungeduld oder die Angst.
Es ist wie ein Traum. Aber auch eine Hoffnung, die uns gegeben ist. Das innere Gesetz, die göttliche Liebe, empfangen wir im Heiligen Geist: die Stimme Gottes, das in unserem Gewissen spricht; die Kraft Gottes, die uns antreibt. Je stärke diese Liebe, das Feuer des Heiligen Geistes in uns brennt, desto näher kommen wir, dass wir „von alleine“ denken und handeln, wie es für uns gut ist, aus innerer Liebe, ohne Zwang, ohne inneren Zwiespalt, ohne Angst.
Der Weg dorthin kann natürlich schwer sein. Das Weizenkorn muss sterben, damit es viel Frucht bringt. „Jetzt ist meine Seele erschüttert“ sagt Jesus angesichts seines Weges, der über den Tod geht. Einfach war es für ihn nicht und ist es für uns auch nicht, bis wir zur vollkommenen Freiheit erlangen. Aber die Gewissheit, aus der Liebe des Vaters zu kommen, und von dieser Liebe getragen zu sein, gab ihm die Kraft dazu.
Die Gewissheit für uns, dass Jesu Liebe uns begleitet, gebe uns die Kraft, den Weg dieser liebenden Hingabe zu gehen, die uns den Weg zeigt, aber die vor allem uns frei macht, ihn zu gehen.
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